Text und Fotos: Eva Liebchen
1902 in Velbert im Rheinland geboren, gründete Günther Weisenborn schon mit 16 Jahren die „Bergische Spielgemeinschaft“, machte nach dem Abitur den Versuch, Medizin zu studieren, wechselte aber schnell zur Germanistik und Philosophie, wird Hilfsdramaturg am Stadttheater Bonn und schreibt erste Stücke. 1926 „U-Boot S 4“, ein Antikriegsstück, das gleichzeitig an vier Theatern zur Uraufführung kommt, in Berlin unter Piscator an der „Volksbühne“. Er übersiedelt nach Berlin und arbeitet mit Piscator, Eisler und Brecht. Er schreibt Songs, die Lotte Lenya, Trude Hesterberg und Kate Kühl singen. Die Uraufführung der „Mutter“ nach Gorki mit den Darstellern Helene Weigel und Ernst Busch löst heftige Skandale aus. Die Uraufführung seines Stücks „Warum lacht Frau Balsam?“ führt in Berlin zu Tumulten und wird noch in der gleichen Nacht verboten, auch alle seine anderen Stücke und Romane. Er kann jedoch unter Pseudonymen weiterarbeiten. 1935 erscheint sein wohl bekanntester Roman „Das Mädchen von Fanö“, der 1941 mit Brigitte Horney verfilmt wird.
1936 geht er für kurze Zeit in die USA, lernt nach seiner Rückkehr in Berlin den Fliegerleutnant Harro Schulze-Boysen kennen und beginnt in dessen Widerstandsgruppe mit illegaler Flugblatt-Arbeit gegen das Nazi-Regime. Von nun an führt er ein Doppelleben. Er wird Teil des nationalsozialistischen Kulturbetriebs, ab1941 Chefdramaturg am Berliner Schiller-Theater und im Rundfunk Leiter der Kultur-Redaktion. Gleichzeitig verschärft sich die Arbeit in der Gruppe Schulze-Boysen. 1942 werden er und seine aus Wuppertal stammende Frau Joy, die er 1939 kennen gelernt und 1941 geheiratet hatte, durch die Gestapo verhaftet. In einem Prozess vor dem Reichskriegsgericht wird die beantragte Todesstrafe wegen Hochverrats zu einer Zuchthausstrafe umgewandelt, die er unter härtesten Bedingungen im Zuchthaus Luckau absitzt, wo er Ende April 1945 von der Roten Armee befreit wird. Seine Frau Joy, eine Sängerin, wird ebenfalls wegen ihrer Mitarbeit in der Gruppe Schulze–Boysen zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, aber bereits 1943 in ihre damalige Wohnung in der Bayreuther Straße 10 entlassen.